Choreografie: Boris

Charmatz

Levée des conflits

Nach 50 ans de danse – einem hybriden Werk, angesiedelt zwischen dem Formen-ABC von Merce Cunningham und einem Kaleidoskop aus wiederverwendeten Gesten – stellt Boris Charmatz ein neues, bis an die Grenzen gehendes choreografisches Objekt vor: ein perzeptives Hologramm für 24 Tänzerinnen und Tänzer und 25 Bewegungen. Levée als eine Aufhebung der Zeit, der Konzentration der Sinne, der Regeln, die die Wahrnehmung steuern; eine Trübung des Blicks, der auf das Zirkulieren, die Verwandlung, die Aneignung von Gesten gerichtet ist, die innerhalb einer Gruppe weitergegeben werden. In einem hypnotischen Reigen, einem Mosaik gleichzeitiger Aktionen, die von Körper zu Körper gleiten, versuchen die Tänzerinnen und Tänzer ein Trugbild entstehen zu lassen: einen unterschwelligen Eindruck, der sich aus einer kontinuierlichen Verkettung von Zuständen ergibt. Es setzt sich zusammen, entknotet sich, verknotet sich, verdichtet sich, häuft sich an, bildet Kerne, Linien, Falten – lebendige Materie, einzeln und miteinander, in der jede Tänzerin und jeder Tänzer „beweglich im beweglichen Element“ ist.

Doch wie funktioniert das? Wie entfaltet es sich, ohne zu implodieren? Bewegt durch ein Vakuum, angetrieben von der Diskrepanz zwischen der Anzahl der Handlungen und der der Tänzerinnen und Tänzer entsteht die Komposition ganz von selbst, setzt sich neu zusammen und erweckt so den Eindruck einer ständigen Überblendung. Diese der Dauer ausgesetzte Struktur ist von variabler Geometrie, sie baut sich unentwegt auf und löst sich wieder auf, mobilisiert eine schwebende Aufmerksamkeit: ein Chorensemble, das mit einem einzigen Blick betrachtet werden kann, und eine Choreografie, die sich aus einer Vielzahl von ineinandergreifenden, sich drehenden und sich wiederholenden Ereignissen zusammensetzt, ein Tanz, der einfach stattfindet, und ein komplexer, in ständiger Schwingung begriffener Mechanismus. Mit Levée des conflits erfindet Boris Charmatz eine „Tanzlücke“, die den Blick absorbiert. Ein Tanz-Palindrom, das in alle Richtungen gelesen werden kann. Ein choreografischer Kanon auf der Suche nach dem Bild einer Utopie.

Gilles Amalvi

 

Der Film Levée wurde nach Levée des conflits gedreht.

Levée des conflits Levée des conflits Levée des co

Choreografie

Choreografie-Assistenz

Anne-Karine Lescop

Licht

Yves Godin

Zusammenarbeit Kostüme

Laure Fonvieille

Garderobiere (Tourneen)

Stefani Gicquiaud

Ton

Olivier Renouf

Inspizienz

Fabrice Le Fur

Orchestration Software

Luccio Stiz

Leitung der Produktion

Sandra Neuveut

Martina Hochmuth

Amélie-Anne Chapelain

Produktion

Musée de la danse / Centre Chorégraphique National de Rennes et de Bretagne – Leitung: Boris Charmatz. Gefördert durch das Ministère de la Culture et de la Communication (Direction Régionale des Affaires Culturelles / Bretagne), die Stadt Rennes, den Regionalrat der Bretagne und den Generalrat von Ille-et-Vilaine.

Musik

Henry Cowell, Conlon Nancarrow, Helmut Lachenmann, Morton Feldman,

Text

David Banner, Médéric Collignon Jus de bocse, Miles Davis, Daniel Johnston, Electric Masada, Angus McColl, RZA, Terror squad, Saul Williams, Zeitkratzer

Uraufführung

4. Nov 2010, Théâtre national de Bretagne, Festivals Mettre en scène, Rennes

Dauer

ca. 100min

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Besetzung

Interpretation
Or Avishay
Matthieu Barbin
Eleanor Bauer
Nuno Bizarro
Matthieu Burner
Magali Caillet Gajan
Ashley Chen
Carlye Eckert
Julien Gallée-Ferré
Kerem Gelebek
Peggy Grelat-Dupont
Gaspard Guilbert
Annie Hanauer
Hanna Hedman
Christophe Ive
Taoufiq Izeddiou
Dominique Jégou
Lénio Kaklea
Jurij Konjar
Élise Ladoué
Stéphanie Landauer
Maud Le Pladec
Catherine Legrand
Anne-Karine Lescop
Filipe Lourenço
Naiara Mendioroz
Thierry Micouin
Alex Mugler
Mani A. Mungai
Andreas Albert Müller
Banu Ogan
Élise Olhandéguy
Qudus Onikeku
Felix Ott
Annabelle Pulcini
Fabrice Ramalingom
John Sorenson-Jolink
Simon Tanguy
Nabil Yahia-Aïssa

Koproduktion: Théâtre National de Bretagne à Rennes, Théâtre de la Ville – Paris / Festival d’Automne à Paris, Manifesta 8 (Murcia, Cartagena Spanien), ERSTE Foundation mit der Unterstützung des Teatro Maria Matos / Lissabon, Chassé Theater / Breda, Kunstenfestivaldesarts / Brüssel

 

Dieses Projekt wird gefördert vom Institut français und der Stadt Rennes.

 

Mit Dank an: Marlène Monteiro-Freitas, Dominique Jégou, Katja Fleig, Margot Joncheray, Carlos Maria Romero, die HZT-Studierenden (Berlin, Jahrgang 2010), die Residentinnen und Residenten des Pavillon, laboratoire de création du Palais de Tokyo, sowie all diejenigen, die in den verschiedenen Phasen unserer Arbeit mitgewirkt haben.

 

In besonderer Erinnerung an Vincent Druguet und Odile Duboc.